Intervalle
Der E-Bass wird normalerweise durchgehend in Quarten gestimmt, d. h. der Ton, der entsteht, wenn eine beliebige Saite im fünften Bund gespielt wird, entspricht dem Ton der nächsthöheren Leersaite.
Diese durchgehende Stimmung hat den Charme, dass unabhängig von der jeweils gespielten Note eine um ein bestimmtes Intervall verschiedene andere Note sich immer an der gleichen relativen Position befindet - z.B. ist die Quinte meines gegriffenen Tones ist IMMER auf der nächsthöheren Saite, zwei Bünde in Richtung Brücke verschoben, zu finden.
Diese Positionen sollen hier nun für alle Intervalle bis zur Oktave (...und darüber hinaus, wenn ich mal Zeit und Lust habe....) dargestellt werden, wobei Wert darauf gelegt wurde, nur die Positionen, die innerhalb einer Lage gegriffen werden können, zu zeigen.
Ein interessanter Aspekt ist hierbei die "enharmonische Verwechslung": Praktisch gesehen sind am Bass nämlich z.B. eine übermäßige Prime und eine kleine Sekunde der gleiche Ton; und zwar einen Halbton oberhalb des jeweilgen Grundtons. Stellt sich die Frage: Wann wird dieser Ton als übermäßige Prime und wann als kleine Sekunde bezeichnet?
Die Antwort hierauf gibt folgende Tabelle:
Intervall | Anzahl Halbtöne vom Ausgangston | Buchstabe | Ton, ausgehend von C |
reine Prime | 0 | gleicher Buchstabe | C |
übermäßige Prime | 1 | gleicher Buchstabe | C# |
kleine Sekunde | 1 | nächster Buchstabe | Db |
große Sekunde | 2 | nächster Buchstabe | D |
kleine Terz | 3 | übernächster Buchstabe | Eb |
große Terz | 4 | übernächster Buchstabe | E |
verminderte Quarte | 4 | drei Buchstaben weiter | Fb |
reine Quarte | 5 | drei Buchstaben weiter | F |
übermäßige Quarte | 6 | drei Buchstaben weiter | F# |
verminderte Quinte | 6 | vier Buchstaben weiter | Gb |
reine Quinte | 7 | vier Buchstaben weiter | G |
übermäßige Quinte | 8 | vier Buchstaben weiter | G# |
kleine Sexte | 8 | fünf Buchstaben weiter | Ab |
große Sexte | 9 | fünf Buchstaben weiter | A |
kleine Septime | 10 | sechs Buchstaben weiter | Bb |
große Septime | 11 | sechs Buchstaben weiter | B |
verminderte Oktave | 11 | sieben Buchstaben weiter | Cb |
reine Oktave | 12 | sieben Buchstaben weiter | C |
Das "Weiterzählen der Buchstaben" erfolgt von A bis G, vom G aus wird wieder mit dem A begonnen.
Die einzelnen Intervalle und ihre Griffschemata sind:
1. Kleine Sekunde (bzw. übermäßige Prime)
2. Große Sekunde
3. kleine Terz (Moll-Terz)
4. Große Terz (Dur-Terz, bzw. verminderte Quarte)
5. Reine Quarte
6. Verminderte Quinte (Blue Note)
7. Reine Quinte
8. Kleine Sexte
9. Große Sexte
10. Kleine Septime
11. Große Septime (verminderte Oktave)
12. Reine Oktave
Griffbrett-Orientierung
Ich geb's zu: Eigentlich war mir bis zum ersten Bass-Camp 2013 relativ wurscht, was sich jenseits des fünften Bundes an Tönen befindet - ich hab meine Songs weitgehend auswendig gespielt, und wenn ich einen "Ausflug" in diese Regionen unternehmen wollte/sollte/mußte, dann habe ich mir absolute Griffbrettpositionen gemerkt - im Stile "A-Saite, achter Bund". Im Grunde mußte ich auch gar nicht wissen, welchen Ton ich dann jeweils spiele.
Allerdings bringt das mit sich, dass z.B. Lagenwechsel oder so was wie ein spontan gespieltes Lick in Korpusnähe schlicht und einfach nicht machbar sind - ich hab mich dann in der Regel hoffnungslos verlaufen....
Bei eben diesem Bass Camp habe ich dann John Patitucci gefragt, wie ich größere Intervallsprünge machen und mich freier auf dem Hals bewegen kann. Seine Antwort war ein leicht genervtes:
Maaaaan, you've got to learn your fretboard!
Okay. Sachlich richtig - liegt ja auf der Hand - aber eigentlich nicht die Antwort, die ich hören wollte.... ich wollte da ja keine Arbeit reinstecken!?
Na gut. Irgendwann reifte die Erkenntnis: Es geht nicht ohne. Also: Frisch an's Werk!
Und ich hab mir SOOOOOOO schwer damit getan....
Verschiedenste Verfahren ausprobiert, um mir diese Töne merken zu können - und bin NICHT weiter gekommen.
Bis ich irgendwann über das Video "The Random Note Finder" von Joe Hubbard gestolpert bin, zu finden auf Youtube unter dieser Adresse: https://youtu.be/b3_Z0YacJEo.
Was tut er da? Er fängt beim tiefsten Ton auf dem Instrument an - in diesem Fall das B. Dann spielt er systematisch alle B's, die auf dem Bass zu finden sind:
- Leere B-Saite
- 12. Bund B-Saite
- 24. Bund B-Saite
- 7. Bund E-Saite
- 19. Bund E-Saite
- 2. Bund A-Saite
- 14. Bund A-Saite
- 9. Bund D-Saite
- 21. Bund D-Saite
- 4. Bund G-Saite
- 16. Bund G-Saite
und dann das Ganze wieder zurück. Und er spricht jeweils die Note, die er spielt, laut aus. Bei Tönen mit Vorzeichen nennt er beim Hochgehen die #-Variante, beim Heruntergehen die b-Variante.
Der Knackpunkt bei dieser Methode: Du musst den Ton suchen. Die Abstände der einzelnen Töne sind von Saite zu Saite zu groß, um in der Lage bleiben zu können. Und durch das Anspielen bekommst Du sofort eine Rückmeldung, ob Du richtig oder falsch gegriffen hast. Und ICH zumindest habe gemerkt, dass DAS wirklich dazu führt, dass der Kram sich im Hirn verankert.
Wenn Du den tiefsten Ton durch hast, schlägt er vor, einfach chromatisch weiter zu machen, bis man alle 12 Töne durch hat.
Verschärfung dieser Übung: Mach das mal mit Metronom.....
Noch eine Übung zur Verbesserung der Orientierung: Nimm Dir eine Tonleiter - C-Dur z.B. - und spiele sie von unten nach oben durch. Und der Gag dabei: Spiel den jeweils nächsten Ton auf der jeweils nächsten Seite. Wenn Du auf der höchsten Seite bist, ändere einfach die Richtung. Also (ich mach's jetzt mal für Viersaiter):
- C: 8. Bund E-Saite
- D: 5. Bund A-Saite
- E: 2. Bund D-Saite
- F: 10. Bund G-Saite
- G: 5. Bund D-Saite
- A: Leere A-Saite
- B: 7. Bund E-Saite
- C: 3. Bund A-Saite
- D: Leere D-Saite
- E: 9. Bund G-Saite
- F: 3. Bund D-Saite
- .... und so weiter.
Kann man auch mit Klick beliebig verschärfen.
Und das dann durch alle 12 Tonarten. Viel Spaß! ;-)